Winterruhe bei Schildkröten – Was es zu beachten gibt

Die schönen Sommertage neigen sich dem Ende entgegen und die Temperaturen werden kühler. Anders als wir, sind Schildi und Co. nicht in der Lage sich einen warmen Winterpulli überzuziehen, oder sich wie Hund und Katze mit dickem Winterfell gegen kühlere Temperaturen zu schützen. Ihre Körpertemperatur ist von äußeren Witterungsbedingungen abhängig. Um sich in ihren natürlichen Verbreitungsgebieten zu schützen, gehen viele Reptilienarten in Winterruhe. Außer bei kranken, verletzten oder schwachen Tieren sollte man eine artgemäße Winterruhe durchführen, da Hormonhaushalt und Stoffwechsel der Tiere maßgeblich dadurch beeinflusst werden.

Ob und wie ein Tier überwintert werden muss, hängt von seinen natürlichen Lebensbedingungen ab. Tiere aus gemäßigtem Klima führen in der Regel eine Winterruhe durch. Wie im Einzelfall überwintert wird, sollte der Reptilienbesitzer vor der Durchführung genau in Erfahrung bringen. Darüber berät Sie gerne unsere auf Exoten spezialisierte Tierärztin Frau Schulz direkt in unserer Tierarztpraxis. Eine falsch durchgeführte Winterruhe kann sehr schädlich für das Tier sein.

Besonders wichtig ist die richtige Vorbereitung auf die Winterruhe. Ein Tierarztbesuch mit Gesundheitscheck und Untersuchung einer Kotprobe (möglichst Sammelkot über mehrere Tage) sollte etwa 2 Monate vor Beginn der Winterruhe erfolgen, damit noch genügend Zeit für die möglicherweise anstehende Behandlung bleibt. Nur so kann verhindert werden, dass Bakterien und Parasiten während der Winterruhe im Reptilienkörper dauerhaften Schaden anrichten. Auch eine Blutuntersuchung zum Ausschluss organischer Probleme ist vor allem bei Landschildkröten zu empfehlen.

Temperatur und Licht werden dann unmittelbar vor der Winterruhe über 2-3 Wochen langsam heruntergefahren. Das Futter sollte in dieser Zeit allmählich reduziert werden. Jedoch muss Trinkwasser aber weiter angeboten werden. Lauwarme Bäder helfen Schildkröten und Echsen zusätzlich den angesammelten Kot im Darm möglichst vollständig auszuscheiden. Die optimale Überwinterungstemperatur für Schildkröten liegt bei 4-6°C und muss strikt eingehalten werden, da bei höheren Temperaturen der Stoffwechsel der Tiere zu aktiv wird und dadurch zu viele Energiereserven verbraucht werden. Eine Überwinterung im Keller ist nur möglich, wenn die Temperatur dort zuverlässig im vorgegebenen Bereich gehalten werden kann. Andernfalls bietet nur die Überwinterung im Kühlschrank die Möglichkeit einer zuverlässigen Temperaturkontrolle. Aus hygienischer Sicht sollte ein separater Kühlschrank für die Tiere gewählt werden. Im Freigehege sollten Schildkröten wegen der Gefahr von Verletzungen durch andere Tiere und der saisonalen Temperaturschwankungen nicht überwintert werden.

Die Dauer der Winterruhe ist ebenfalls von der Spezies abhängig. Bei Schildkröten kann der Zeitraum 3 – 5 Monate betragen, wobei diese Zeit im Krankheitsfall oder im ersten Lebensjahr verkürzt werden muss. Dann sollte die Winterruhe nur 6 – 8 Wochen erfolgen. Die meisten Schlangen und Echsen überwintern deutlich kürzer. Hier reicht eine Zeit von 6 – 8 Wochen aus, nur wenige Arten ziehen sich bis zu 16 Wochen zurück.

Für die Unterbringung während der Winterruhe eignen sich am besten vorbereitete Überwinterungskisten, die mit einem leicht feuchten Substrat ausgestattet sind (z.B. Sandschicht mit Moos- und Buchenlaub bedeckt). Die Höhe des Substrates muss ein komplettes Eingraben ermöglichen, die Größe der Kiste soll den Tieren einen gewissen Bewegungsspielraum lassen (bei Schildkröten etwa 4-fache Panzergrundfläche). Eine regelmäßige Belüftung der Box und Gewichtskontrolle der Tiere muss während der Ruhe dringend eingehalten werden. Bei regelmäßigen Kontrollen ist auf Schimmelbefall des Substrates zu achten. Außerdem sollte die Schildkröte nicht mehr als 10 % ihres Körpergewichts während der Ruhe verlieren.

Nach der Winterruhe wird die Temperatur über einige Tage langsam wieder hoch gefahren bis die Terrarientemperatur erreicht ist. Auch hier können sich tägliche Wasserbäder positiv auf den Stoffwechsel und Kreislauf der Tiere auswirken. Die erste Futteraufnahme sollte bei Schildkröten innerhalb der ersten Woche nach dem Aufwachen erfolgen. Bewegen sich die Tiere dann immer noch nicht ausreichend, verweigern das Futter oder ist eine rote Färbung des Bauchpanzers zu sehen (außer natürlich bei artspezifischer Rotfärbung des Bauchpanzers), sollte Sie sich schnellstmöglich an unsere Tierärztin Frau Schulz wenden.

Die Durchführung der Winterruhe bei anderen Reptilien unterscheidet sich in Art und Dauer von dem Ablauf bei Landschildkröten. Bei vielen Arten, wie Bartagamen und Kornnattern kann die Winterruhe unter Umständen bei Zimmertemperatur durchgeführt werden. Wasserschildkröten können bei niedrigem Wasserstand und artgemäßen Temperaturen überwintert werden. Für nähere Informationen stehen wir in unserer Praxis gerne bereit.

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